Montag, 20. Januar 2014

"This is not a good season"

Am weißen Strand von Vagator in Goa laufen täglich fünf Frauen auf und ab. Sie verkaufen frisches Obst, das sie morgens um acht auf dem Markt gekauft haben. „Many Russian people are coming to Goa but since two years it’s not a good business. Lesser people are coming” klagt die 31-jährige Sinah. Bis achtzehn Uhr ist sie in der heißen Sonne des kleinsten Bundesstaates Indiens auf den Beinen, um ihre Ware für den zehnfachen Preis an die Touristen zu verkaufen. Umgerechnet verdient sie bei jedem Kunden etwa 1,00€, im Angebot sind Wassermelone, Papaya, Kokosnuss, Mango und Banane. „This is a small business. When I’m coming home I have earned nearly 1200 Rupees (15€)”, die sie dann in die Versorgung ihrer Familie investiert. Einen Junge und ein kleines Mädchen hat sie zu versorgen, beide gehen auf eine „Hindi-Intermediate-School“, die Schule kostet sie 3000 Rupien pro Schuljahr.

  
 Solche ziehenden Händler wie Sinah, gehen täglich die Strände auf und ab, die Wenigsten haben eine Lizenz um dort ihre Waren zu verkaufen und müssen sich vor der Polizei in Acht nehmen. Es ist vorgesehen, dass die Händler sich in der „National Association of Street Vendors of India“(NASVI) anmelden, um dort verkaufen zu dürfen. Diese Anmeldung kostet nicht viel, ist aber nur mit hohem Zeiteinsatz und bürokratischen Aufwand verbunden. Für saisonale Händler, die nur für drei Monate diesem Geschäft nachgehen, ist es sehr umständlich. Wenn sie keine Lizenz vorweisen können, werden sie gewalttätig des Platzes verwiesen und im schlimmsten Fall wird die Ware konfisziert. 




Der Arbeitsmarkt in Indien ist in zwei Bereiche aufgeteilt, den offiziellen und den inoffiziellen Arbeitsmarkt. Alle steuerlich registrierten Unternehmen und Regierungsorganisationen fallen in den ersten Bereich, alle kleinen Einzelunternehmer wie Farmer, Zeitungsverkäufer, Tagelöhner, Haushaltshilfen, Obst- und Gemüsehändler müssen keine steuerlichen Nachweise bringen. Dieser Bereich bringt wenig Einkommen für die Arbeiter ein, jedoch macht er einen Großteil des indischen Arbeitsmarktes aus. Rund 95% der indischen Arbeiter sind nach einer Studie der indischen Regierung aus dem Jahr 2005 (Studie veröffentlicht in 2012) in diesem Bereich tätig. Diese Regelung ermöglicht viel Spielraum für schwarze Märkte, ist aber auch eine einfache Lösung für Ungelernte mit niedriger Investition, eine schnelle und unkomplizierte Einnahmequelle zu haben.


Lakshmi (16) erzählt uns, dass sie für ihre Familie an den Stränden Goas Geld verdient, sie kommt aus dem benachbarten Karnataka. Im Angebot ist Schmuck, gefertigt aus billigem Stahl, so wie man sie hier an jeder Ecke bekommt. Ihr Einkommen lässt sie wöchentlich nach Hause schicken. Sobald die Saison vorbei ist, geht sie wieder in Karnataka arbeiten, doch dort verdient sie als Gelegenheitsarbeiterin höchstens 200 Rupien (2,50€) pro Tag. Ihre Mutter kann nach einem Unfall nicht mehr außerhalb des Hauses arbeiten und ihr Vater ist Rikscha-Fahrer. Vier Brüder und drei Schwestern warten zu Hause, sie ist die Älteste und trägt somit die Verantwortung für ihre Geschwister. Sie sollen alle eine höhere Schule besuchen, um einen besser bezahlten Beruf zu bekommen, am besten bei der Regierung.

Montag, 13. Januar 2014

Tradition und Moderne verbinden

Das Leben von Frauen, die in einer Megacity wie Mumbai leben, ist durch einen schnellen Wandel geprägt. Immer mehr Menschen strömen aus den anliegenden Bundesstaaten nach Mumbai, um dort zu arbeiten und zu leben. Von den Frauen in der Stadt wird erwartet, dass sie sich ihre Traditionen beibehalten und sich gleichzeitig der modernen Stadt anpassen.

In einem Gespräch mit Guddi Advani, Präsidentin von Seva Sadan Society, zeigte sich, dass diese Brücke noch nicht geschlagen wurde und wie wichtig die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen ist.



Donnerstag, 9. Januar 2014

Leben einer Bhil-Familie: Damals und Heute

Für Humeli und Kena war es eine Selbstverständlichkeit, dass vor 30 Jahren die Eltern ihren Ehemann ausgesucht haben. "Für 5000 Rupien und 7kg Silber (ca. 100 Euro)" wurde damals die Hochzeit von Humeli organisiert. Das Geld bekam ihr Vater von der Familie ihres Ehemannes. Die Tradition will, dass die Familie der Tochter die Feierlichkeiten organisiert. "Sieben Tage lang wurde gefeiert, ich bin die letzte Tochter, bei der wird am meisten gefeiert", erzählte sie uns stolz. Zum Zeitpunkt der Hochzeit, war sie noch nicht auf ein eigenes Familienleben mit Ehemann vorbereitet. Erst als sie ins Dorf ihres Mannes in das eigene Haus zog und beide für das Einkommen zuständig waren, begann das Familienleben. Sie bekamen fünf Kinder und zogen sie auf dem Land groß. 

Für ihre Tochter haben sich die Zeiten geändert. Als ausgebildete Krankenschwester lebt sie mit ihrem Mann, einem Arzt, in der Stadt. Ihre Mutter ist stolz auf die Entwicklung ihrer Tochter und hofft, dass auch ihre Enkel einen Beruf in der Stadt finden.