Mittwoch, 27. November 2013

Indian Beauty

Jeden morgen steht sie um fünf Uhr auf, versorgt ihre Tochter und ihren Sohn, die gegen sieben in die Schule gehen. Besonders stolz ist sie auf ihre älteste Tochter, sie ist schon aus dem Haus und studiert Ingenieurswissenschaften. Renu Yadav leitet seit August auch noch ihren eigenen Beautysalon in einer Nebenstraße in Varanasi. Ihr Ehemann bekräftigt sie in allem was sie tut. Er ist Handelsunternehmer und viel im Land unterwegs. Wenn sich Renu abends hinlegt, blickt sie zufrieden auf den Tag zurück, ihre Familie bedeutet ihr einfach alles.

Sie sprach mit uns über ihr Leben, Schönheitsideale und was es heißt als Frau ein eigenes Unternehmen zu führen. Ihre Tochter Sneha Yadav übersetzte für uns.




Mittwoch, 20. November 2013

Pray, Eat and Sleep

Jeden Tag geht Shovadas in einen Witwen-Ashram und singt 10 Stunden Bhajan, einen religiösen Meditationsgesang, dessen Wiederholungen die Liebe und Hingabe zu Gott ausdrücken. Hierfür bekommt sie zwei Mahlzeiten am Tag und manchmal auch ein paar Rupien. Wir sind in Radha Kund, der Stadt in der Krishna und seine Geliebte Radha Mohan zusammenfanden und ihre Liebe ausleben konnten. Viele Pilger, aber auch mittellose Witwen und Frauen kommen hierher und bekommen eine Zuflucht.

Shovadas ist keine Witwe, kam jedoch vor 25 Jahren aus Kalkutta hierher, weil sie kein Geld für eine Heirat aufbringen konnte. Ihre Eltern starben früh und so wurde sie zur Sängerin und Schauspielerin ausgebildet. Mit diesem Beruf ist es schwierig einen Ehemann zu finden, da diese Berufsgruppe als verrucht und unzüchtig gilt. Außerdem verdient man nicht genug Geld um die nötige Mitgift für die Familie des Ehemannes aufzubringen. 

Voller Stolz zeigt sie uns ihre Fotografien aus einer Zeit „die schon längst vorüber ist“, schließt das blaugebundene Album und legt es in ihre Behausung unweit der belebten Straßen. Dort hat sie ein sauberes Zimmer nur für sich und Radharani - eine göttliche Form in der Krishna und Radha Mohan glücklich vereint sind. Ihr Altar bestehend aus zwei Gottheiten aus Stein wird bei Sonnenauf- und –untergang von ihr verehrt, das gibt ihr Lebensenergie und Freude. Eine Beziehung zu einem Mann wäre für sie undenkbar, sie „benutzen dich nur und schmeißen dich danach einfach weg“ vertraut sie mir nach dem Interview an. Die einzige Beziehung die der 65-jährigen Liebe und Vertrauen gibt ist ihre zu Gott.

Es sollen rund 15 000 Frauen sein, die meist aus dem erzkonservativen West Bengalen nach dem Tod ihres Ehemannes den Weg nach Vrindavan und Umgebung finden. Eine Frau ist ohne einen Ehemann nichts Wert, dürfen nur bestimmte Nahrung zu sich nehmen und werden wie die unterste Kaste der Unberührbaren als „unrein“ angesehen. Selbst die farbenfrohen Saris bleiben ihnen verwehrt, sie müssen für alle erkennbar einen weißen Sari tragen. Der Tradition folgend, tragen sie ihr Schicksal, ohne es zu hinterfragen, bis sie sterben. 

Shovadas ist nach der direkten Frage nach einem Wunsch für ihr weiteres Leben zurückhaltend und bescheiden. Später sagt sie, dass sie einen leeren Raum kennt, in dem Kinder unterrichtet werden könnten. Auch für sie steht fest, dass eine gute Schulbildung und Erziehung der Weg aus der unterpriviligierten Stellung der Frau ist.

Wenn ihr mehr über indische Witwen wissen wollt, schaut euch den Film „Water“ von Deepa Metha an.

Mittwoch, 13. November 2013

For the poorest of the poor

Sechs Tage die Woche, von Montag bis Samstag, gehen über 1200 unterprivilegierte Kinder aus dem Großraum Vrindavan in die Sandipandi Muni School. Ohne diese Initiative hätten die meisten Schüler_innen nie eine Chance auf Bildung bekommen. Die Fächer sind Hindi, Englisch, Mathematik und Staatskunde. Zusätzlich werden Lektionen in Hygiene, “gutem Verhalten” und der religiöse Hintergrund unterrichtet.

Die Sandipani Muni School wurde im Jahr 2002 von Food for Life gegründet und wird bis heute komplett von Spenden und Sponsoren getragen. So gut wie jedes Kind hat einen Sponsor aus dem Ausland. Für ungefähr 1 Euro pro Tag können Sponsoren den Kindern Bildung, warme Mahlzeiten, Kleidung, medizinische Versorgung und noch viel mehr ermöglichen. Nur ein kleiner Bruchteil der Spenden geht an die Verwaltung zum Großteil arbeiten gemeinnützige Helfer_innen in der Schule. Die Organisation verzichtet fast ganz auf teure und aufwändige Werbemaßnahmen, somit kommt wirklich jeder Cent dort an, wo er gebraucht wird.

Mehr Informationen zu Food for Life und der Sandipani Muni School findet ihr hier.





Mittwoch, 6. November 2013

Smile don’t cry

Mehruli, eine Community am Rande von Delhi. Es riecht muffig, es ist dreckig und feucht. Mehruli ist das Zuhause von tausenden Menschen. Sie wohnen in einfachen Steinhäusern, ohne Fenster oder anderem Witterungsschutz. Das Leben der Einwohner spielt sich zum großen Teil vor ihren Häusern ab. Hier werden Schuhe geputzt, Wäsche gewaschen oder Steine geschleppt. Auch Niha ist in Mehruli zu Hause. Sie ist 16 Jahre alt und möchte Modedesignerin werden. In ihrer Freizeit zeichnet Niha bereits Entwürfe für aufwändige Saris und andere Kleidungsstücke.

Nihas tägliche Aufgabe ist es, die Wäsche der gesamten Familie zu waschen. Dafür hat sie einen eigenen kleinen Raum, wo sie die Wäsche waschen und aufhängen kann. Manchmal kann sie dort auch in Ruhe lernen. Denn sie geht, zwischen ihren Aufgaben zu Hause, in die St. Anthony’s School in Mehruli. Besonders freut sie sich, wenn sie später die Computer Class besuchen kann. Hier wird sie lernen, wie ein Computer funktioniert und wie man mit ihm arbeitet. Besonders fasziniert sie, dass ein Computer so viel schneller als das menschliche Gehirn sei. Außerdem sei es grade im Designbereich wichtig, zu wissen, wie man mit einem Computer arbeitet. Aber bevor sie die Computer Class besuchen darf, muss Niha erst einmal die grundlegenden Fächer wie Schreiben, Lesen und Mathematik absolvieren.

Nicht alle Mädchen in Nihas Alter haben das Glück zur Schule zu gehen, viele Väter verbieten ihren Töchtern, neben ihrer Hausarbeit, zu lernen oder zur Schule zu gehen. Sie wollen sie so früh wie möglich an die Hausarbeit binden und sie somit unselbständig aufwachsen lassen. Nihas Vater hingegen befürwortet es, dass seine Tochter die Chance hat, zur Schule zu gehen und versucht ihren Traum Modedesignerin Wirklichkeit werden zu lassen. Bis dahin heißt es für Niha „smile don’t cry“.